Ist Röntgen von Kinderzähnen gefährlich?
Liebe Eltern, oft werden wir gefragt, ob eine Röntgenuntersuchung zur Diagnostik von Zahnzwischenraumkaries notwendig ist. Hinter dieser Frage steht bei vielen Eltern die Angst vor Röntgenstrahlung und deren Auswirkung auf ihr Kind. Unser Anliegen ist, Ihnen Informationen zu geben, um Ihnen die Entscheidung zu erleichtern, falls bei Ihrem Kind ein Röntgenbild beim Zahnarzt anfertigt werden soll.
Interview mit Dr. Silvia Meidner
Ich bin Kinderzahnärztin aus Leidenschaft und arbeite bereits seit 2012 in der Kinderzahnarztpraxis Lachzahn in München Trudering. Als Mutter eines Sohnes und Zahnärztin ist es mir ein großes Bedürfnis, Eltern über die Wichtigkeit der Zahngesundheit Ihrer Kinder aufzuklären und eine gute Basis für eine enge Zusammenarbeit zu schaffen.
Ist Röntgen beim Kinderzahnarzt wirklich nötig?
Sie sollten zunächst wissen, das wir als Kinderzahnärzte genau abwägen, ob eine Röntgenaufnahme bei Ihrem Kind nötig ist oder nicht. Um genauere Aussagen treffen zu können und eine fundierte Diagnostik zu erhalten ist in bestimmten Fällen eine Röntgenaufnahme der Kinderzähne nötig. Aber eine gute Nachricht vorweg, man röntgt in der modernen Kinderzahnarztpraxis heute nicht mehr analog sondern digital intraoral. Das hat den Vorteil, dass die Strahlendosis im Vergleich zum analogen Röntgen um durchschnittlich 90% reduziert ist.
Zahnröntgen bei Kindern – PRO
Frühzeitige Diagnose
Anhand von Röntgenaufnahmen der Kinderzähne lassen sich gewissen Fällen Karies, Zahnfehlstellungen oder Entwicklungsstörungen wesentlich früher diagnostizieren und behandeln, bevor daraus größere Probleme entstehen.
Genauere Diagnose
Mit Hilfe von Röntgenbildern erhält der Kinderzahnarzt eine detaillierte Darstellung der Zähne und des Kieferknochens. So kann er die genaue Position der Zähne und die Struktur des Kiefers besser erkennen und eine präzisere Diagnose erstellen.
Überwachungsfunktion
Röntgenaufnahmen können auch verwendet werden, um das Wachstum und die Entwicklung der Zähne und des Kiefers über einen Zeitraum zu dokumentieren und so den Behandlungserfolg besser verfolgen zu können.
Zahnröntgen bei Kindern – CONTRA
Strahlenbelastung
Röntgenaufnahmen setzen die Kinder einer geringen Strahlendosis aus, was bei wiederholten Aufnahmen im Laufe der Zeit ein potenzielles Risiko darstellen kann. Daher sollte die Anzahl der Röntgenaufnahmen dennoch auf das notwendige Minimum beschränkt werden.
Kosten
Röntgenaufnahmen können zusätzliche Kosten verursachen, die möglicherweise nicht von allen Versicherungen abgedeckt werden. Eltern sollten sich über die finanziellen Auswirkungen informieren, bevor sie zustimmen, Röntgenaufnahmen durchführen zu lassen.
Ist die Strahlendosis beim Zahnröntgen hoch
Die Strahlendosis beim digitalen Röntgen ist sehr gering. Ein Zahnfilm bzw. eine Röntgenaufnahme entspricht einer Strahlung von nur von 0,6 µSv! Um das besser einschätzen zu können, lassen Sie uns generell mal über Strahlung sprechen, die auf uns tagtäglich ein wirkt. Denn egal wo wir uns aufhalten, wir sind ständig natürlichen Strahlenquellen ausgesetzt.
Die wohl bekannteste ist die kosmische Strahlung. Sie gelangt aus dem Weltall beispielsweise von der Sonne oder der Milchstraße auf die Erde. Ihre Stärke ist abhängig davon, auf welcher Höhenlage wir uns befinden. Denn in höheren Lagen ist die schützende Lufthülle der Erde geringer. Reist man mit dem Flugzeug oder besteigt einen Berg, ist die Strahlenexposition höher. Piloten und Stewardessen sind die Berufsgruppen mit der höchsten Strahlenbelastung.
Im Durchschnitt führt die kosmische Strahlung am Boden zu einer effektiven Dosis von etwa 300 µSv pro Jahr. Im Innern eines Flugzeuges in 10 bis 12 Kilometer Höhe sind 5 µSv pro Stunde eine typische Dosisleistung. Bei einem Flug von Frankfurt nach Tokio wird man dadurch einer Strahlenbelastung in der Größenordnung von 60 µSv ausgesetzt.
Weniger bekannt ist die terrestrische Strahlung. Sie entsteht durch natürliche Radionuklide, die vor der Entstehung des Sonnensystems gebildet wurden und aufgrund ihrer langen Halbwertszeit noch vorhanden sind. Das bekannteste Radionuklid ist Radon. Radon ist ein radioaktives Edelgas, das in geringer Konzentration praktisch überall vorkommt. Es entsteht aus dem Zerfall von Uran. Insgesamt beträgt im weltweiten Mittel die effektive Dosis des Menschen durch natürliche Quellen etwa 2,4 mSv pro Jahr, etwa die Hälfte davon wird durch das Radon verursacht.
Gänzlich unbekannt ist, dass auch das Rauchen von Tabak Strahlung, genauer gesagt α-Strahlung, verursacht. Das Rauchen von täglich 20 Zigaretten führt zu einer jährlichen Strahlenbelastung von 290 µSv.
Anhand dieser Daten kann man erkennen, dass eine zahnärztliche Röntgenaufnahme selbstverständlich eine Strahlenbelastung verursacht. Aber mit einer Strahlung von von 0,6 µSv im Vergleich mit den o. g. Strahlungen aber eine sehr geringe Dosis darstellt.
1 Sv [Sievert] ist dabei die Einheit der sog. „Äquivalentdosis“ und entspricht einer Energieabsorption von 1 Joule/kg. Die Äquivalentdosis gibt die Teilkörperdosis an und berücksichtigt die unterschiedliche biologische Wirksamkeit verschiedener Strahlenarten.
Ist Röntgen gefährlich? – mein Fazit
Man darf sicherlich nicht vergessen, dass jegliche Strahlung eine nicht vorhersehbare Wirkung auf die Körperzellen haben kann. Daher sollte man die Vor- und Nachteile des Röntgen immer gut und sorgfältig abwägen.
Wenn man allerdings bedenkt, dass ein Zahnfilm (Röntgenaufnehme vom Zahn) die gleiche Strahlung verursacht wie ein 6-stündiger Aufenthalt in Deutschland oder eine Reisezeit von 8 Minuten im Flugzeug, dann wird deutlich, das Zahnröntgen nicht wirklich gefährlich ist und in vielen Fällen sogar der langfristigen Zahngesundheit Ihres Kindes dient..